Um die Urlaubsserie abzuschließen hier ein kleines Fazit. Es war ein winziger Schritt für die Menschheit aber ein Riesen Schritt für mich. Von den zehn Tagen Sommerurlaub auf Gran Canaria habe ich mehr als die Hälfte als „Frau“ verbracht.
Mit der Zeit und der Routine wird es weniger Make Up, am Ende habe ich, wenn es das Outfit erlaubte sogar auf die Silikonbrüste verzichtet. War es am Anfang noch aufregend in meinen Keilpumps in den Speisesaal zu gehen und sich den Blicken von hunderten Urlaubern auszusetzen, habe ich am Ende etwas vermisst wenn niemand mich angeschaut hat. Das Personal war immer ausgesprochen freundlich.
Sei es im Hotel oder auch beim Shoppen, immer freundlich ich hatte nie den Eindruck das jemand über mich lacht. Die einen oder anderen tuschelten etwas (haben wir auch gemacht :-)) Allzu aufdringliche Zeitgenossen (Herren älteren Semesters) bekamen ein freundliches lächeln, hat das nicht geholfen habe ich zurück gestarrt. Bianka meinte ich soll Autogrammkarten drucken und sie fragen ob sie ein Foto haben möchten. 🙂
Am Ende war es eine bunte Mischung aus Frauen und Männer/Unisexkleidung die ich getragen habe. Das Eigenhaar, meistens topgestylt :-). Den einen Tag mit Männerjeans und T-Shirt wurde ich als Seniora angesprochen. Den Nächsten auf die Damentoilette verwiesen.
Im Lite Styling bin ich kaum aufgefallen und mit knallroten Lippen und Smokey Eyes war ich ein Hingucker.
Das ging aber nicht nur mir so. Andere Damen wurden genauso angeguckt. Es ist scheinbar schon ungewöhnlich wenn man sich gut stylt und dadurch, ich muss schon sagen leider, von der Masse abhebt. Da war zum beispiel die Dame die jeden Tag mit anderen High Heels zum essen kam. Und hier konnte man wirklich von High sprechen. Natürlich immer mit passendem Outfit und Nägel und Lippenstift in der gleichen auffälligen farbe. Leuchtend orange zum beispiel. ja, ich gebe zu da habe ich auch gerne mal hingeschaut. Beruhte aber auf Gegenseitigkeit unsere Blicke trafen sich gelegentlich 🙂
Auffallend war das die Männer mir immer auf die Brüste gestarrt haben. Meine lieben Damen ich verstehe jetzt was ihr tagtäglich durchmacht und warum ihr auch gerne mal hochgeschlossenes anzieht. Dazu muss ich aber auch sagen das meine Brüste meist auf Augenhöhe der Herren waren. Ich bin keine kleine Frau 🙂
Kommen wir zum Passing. Spätestens wenn ich gesprochen habe kamen erstaunte Blicke. Ich gehe also mal davon aus das man mich eher als maskuline Frau angesehen hat. Aber egal als was man mich gesehen hat ich wurde immer freundlich behandelt. Es gab kein negatives Erlebnis, außer eins vielleicht. Am vierten Tag fragte mich Bianka „Geht heute mal wieder der Mann mit mir zum Abendessen?“ Eine Frage die mich ganz weit zurückgeworfen hat. Bis dahin war sie einmal mit Inge beim Abendessen und ihre Unterstützung bis dahin ohnehin eher mäßig. Sie merkte es selbst nicht das sie Abstand von mir nahm. Ich mache mir Gedanken wie mich andere sehen, hatte gerade gemerkt das es egal ist wie ich herumlaufe und meine eigene Frau trennt mich in zwei Hälften… und will lieber die Männliche.
Ich tat ihr den Gefallen, der Tag war für mich aber gelaufen, genauso wie der folgende. Vom Kopf her konnte ich mich nicht freimachen. Wir haben dann lange darüber gesprochen und mangels Klamotten musste ich wieder Inge werden.
Der Morgen gestaltete sich schwierig, ich war wieder unsicher, das Makeup viel daher sehr sparsam aus. Etwas CC-Cream, ein wenig Rouge und nur ein leichter Lidstrich. In einer grauen Skinny Jenas und einfachem grauen Shirt, allerdings mit der Aufschrift „Salut Cheri Cava?“ ging es zum Frühstück. Frei übersetzt heißt das wohl „Hallo Liebling, wie gehts?“ 🙂 Aufgefallen bin ich nicht, es waren wohl nicht viele Franzosen vor Ort.
Insgesamt habe ich mich danach morgens dezenter gekleidet, zum Abend aber weiterhin richtig aufgebrezelt. Aber das habe ich in den vergangenen Beiträgen ja schon recht ausführlich beschrieben. Übringes nahm der Anteil der Schwulenpärchen in der zweiten Urlaubshälfte deutlich zu. Lag wohl daran das am Tag an dem wir abflogen die Gay Pride stattfand. Leider haben wir sie verpasst.Wobei das sicher auch zu viel für bianak und mich gewesen wäre.
Am Morgen des Abflugtages verwandelte ich mich wieder zurück in meine männliche Gestalt. Naja, was man so männlich nennt. Der Kofferträger war den „zwei Damen“ behilflich und am Flughafenschalter wünschte man den beiden Ladies einen guten Flug. Sonst gab es nichts zu berichten, auf dem Rückflug flogen wir mit einer 747-800, die Crew war deutlich freundlicher und hinter uns schwärmten drei Herren von ihren aufregenden Erlebnissen in Playa de Ingles und ließen das halbe Flugzeug daran teilhaben 🙂